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Die NS-Justiz: Recht des Unrechts
Dokumentarfilm, Frankreich 2023
Die Zerstörung der traditionellen Rechtsordnung gehört vermutlich zu den weniger bekannten und dennoch wesentlichen Zielen der Nationalsozialisten.
Als erbitterte Gegner des herkömmlichen römischen Rechts, der Philosophie der Aufklärung und der von der Französischen Revolution getragenen Werte wollten die Nationalsozialisten ihre Vorstellungen von der Rolle der Justiz um jeden Preis durchsetzen. So wurde die Etablierung einer starken nationalsozialistischen Rechtspflege zur vorrangigen Aufgabe, bildete sie doch die Grundlage der "neuen Welt", die das Tausendjährige Reich hervorbringen sollte. Die Gleichschaltung der Justiz begann zunächst in Deutschland und hatte die Errichtung einer durch Blut- und Rassegesetze bestimmten Gesellschaft zum Ziel.
Zur atmosphärischen Kulisse von Fritz Langs Film "M", der in einer deutschen Großstadt spielt und 1931 in die Kinos kam, erzählt die Dokumentation die Geschichte dieser radikalen Umformung der Justiz. An vier Einzelschicksalen werden Triebkräfte und ideologische Hintergründe dieses Bruchs erforscht. Wie gelang es Hitler und seinen Gefolgsleuten, die Rechtsordnung derart auszuhöhlen und durch die schrittweise Unterwerfung des gesamten Justizapparates die Vorherrschaft der "Volksgemeinschaft" über den Einzelnen durchzusetzen?
Neben dem Werdegang des bayrischen Scharfrichters Johann Reichhart, der weit über 3.000 Todesurteile vollstreckte , schildert die Dokumentation das Schicksal der Gerichtsreferendarin und Widerstandskämpferin Elisabeth Gloeden, des hochrangigen NS-Juristen und Polizeichefs Werner Best und des Rechtsanwalts und Nazi-Gegners Hans Litten.
In der zwölf Jahre währenden NS-Ära (1933 bis 1945) verhängten Hitlers Gerichte etwa 16.000 Todesurteile. 30.000 weitere wurden von Militärgerichten ausgesprochen. Dieser Justizterror diente zunächst der Ausschaltung und Vernichtung des inneren Feindes und kündigte gleichzeitig die kommenden Eroberungskriege und den Schrecken des Holocaust an. Die Zerstörung von Recht und Justiz endete erst 1946 mit den Nürnberger Prozessen und der Einführung neuer internationaler Regeln.
Weitere Ausstrahlungstermine
Freitag
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29.09.
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09:00 Uhr
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Mittwoch
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11.10.
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09:00 Uhr
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Personen
ARTE F1 / 9
Historiker Yves Ternon
ARTE F2 / 9
Historiker Christian Ingrao
ARTE F3 / 9
Ein Richter beim Hitlergruß
ARTE F4 / 9
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und mit steigender Zahl der Hinrichtungen gab es für Scharfrichter Johann Reichhart keine finanziellen Sorgen mehr; er erhielt erstmals ein festes Gehalt sowie zahlreiche Zulagen.
ARTE F5 / 9
Der Dokumentarfilm verfolgt anhand von Archivdokumenten unter anderem das Leben und Wirken der jungen Juristin Lilo Gloeden, geb. Kuznitzky, im Widerstand gegen das NS-Regime.
ARTE F6 / 9
1931 hat im Berliner UFA-Palast der neue Film des Regisseurs Fritz Lang Premiere. "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" setzt metaphorisch die Rechtsauffassung der Nazis in Szene.
ARTE F7 / 9
Anhand von zahlreichen Archivdokumenten beleuchtet der Dokumentarfilm die NS-Justiz von ihren Anfängen in der Weimarer Republik bis hin zur Verurteilung von NS-Juristen bei den Nürnberger Prozessen.
ARTE F8 / 9
Der junge Anwalt Hans Litten will in seinem neuen Fall beweisen, dass Hitler als Parteiführer für die durch die SA begangenen Übergriffe verantwortlich ist, indem er ihn am 8. Mai 1931 in den Zeugenstand beruft.
ARTE F9 / 9
Kriminalgericht Berlin-Moabit: Hier wird Hitler 1931 von dem jungen Anwalt vor Gericht gestellt.
Die NS-Justiz: Recht des Unrechts